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Faccie della Notte

Idee, Konzeption und Regie
innerhalb des Hafenkult 95
Ostseehäfen
1995


In einem spontan gekauften Zirkuszelt entwirft Ulrich Thon mit den »Gesichtern der Nacht« sein erstes Varieté-Programm. Da ihm der Bereich kaum bekannt ist, entsteht jedoch eher eine poetische Mix-Show, in der am Ende das Theater im Mittelpunkt steht. Während des »Hafenkult 95« tourt das Programm dann mit der »Vorwärts« durch die Häfen der Ostsee.




Hintergründe zu »Faccie della Notte«

Eines Tages bekam ich aus einem für mich heute nicht mehr nachvollziehbaren Zusammenhang heraus einen Auftrag, ein Varieté-Programm zu entwerfen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt im Prinzip keinen blassen Schimmer von Varieté. Ich konnte mich noch schwach an ein Programm erinnern, das Andre Heller einmal auf die Bühne gebracht hatte, und für das ich als Kind länger aufbleiben durfte. Aber genau dadurch hatte ich ein völlig falsches Bild von diesem Genre. Heller hatte mit einem starken Theaterbezug gearbeitet. Das lag mir handwerklich nah, daher konzipierte ich auch in diese Richtung. »Gesichter der Nacht« – »Faccie della Notte« sollte ein Programm aus Traumsequenzen werden, geriet jedoch schon in den Proben zu einem Nummern–Programm, mit zum Teil sehr konstruierten Übergängen. Es war kein Vergleich zudem, was ich später am GOP oder im Krystallpalast machen sollte.
Parallel zu der Aufgabe war mein Bruder gerade mit Jugendlichen mit dem Stück »Der Drache« von Jewgenij Schwarz in einem Zelt unterwegs. Wir kauften es der Jugendhilfe-Einrichtung ab, verpflichteten einen Zeltmeister und eine Crew, um im Herbst 1995 mit der »Vorwärts« von Hafen zu Hafen an der Ostseeküste entlang zu touren. Geplant war, über die Woche einen Solokünstler oder ein Duo auftreten zu lassen und am Wochenende tagsüber Kinderzirkus–Workshops und eine Varieté–Gala am Abend zu veranstalten.
Planung und Proben liefen recht gut, wenn gleich ich durchgehend auf der Suche nach einer stimmigen Form war. Pablo Keller, mit einer wunderbaren Diabolo- und Feuerkeulen- Swinging–Nummer, vertrat wahrscheinlich von uns allen am besten das klassische Varieté. Thomas Block begeisterte als Pantomime, Ludger Lemper als Chansonier, begleitet von Dominique Sergant.
Hannah Kotrc und ich schufen als Maskenduo »Pinco & Palina« die Übergänge zwischen den Nummern.
Der junge ambitionierte Veranstalter überbrachte mir nur positive Nachrichten, solange wir noch nicht vor Ort waren: welchen Sponsoren er aufgetan habe und welche Sender jetzt unsere Medienpartner seien. Als wir nach Wismar anreisten, stand ein vereinsamtes Zelt im Hafen und mir wurde heiß und kalt. Da sei einiges schief gelaufen, wurde mir erklärt, aber die Erklärung hatte ich nicht gebraucht – es war offensichtlich. Die Vorstellung war katastrophal besucht, da keine Plakate in der Stadt hingen. Also verteilten wir über den Tag Handzettel in der Stadt. Nachdem die Vorstellungsreihe noch leidlich anlief, wurden wir von einem Unwetter überrascht, sodass wir vom Schiff auf Lastwagen umpacken mussten. Schließlich wurden alle weiteren Veranstaltungen aus finanziellen Gründen gecancelt. Hannah Kotrc und ich vereinbarten Ausfallhonorare mit den Künstlern, die fast ausschließlich unsere Freunde waren, und bezahlten sie privat.
Eine zweite Auflage von »Faccie della Notte« scheiterte ebenfalls an der Finanzierung, so dass ich schließlich das Zelt verkaufte, um den weiteren Schaden so gering wie möglich zu halten.


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